Erster Energiesprong-Pilot: Großes Interesse der Branche

Großer Andrang bei der Besichtigung der ersten Energiesprong-Baustelle in Deutschland: Im niedersächsischen Hameln sind Experten aus der Wohnungswirtschaft live dabei, als auf der Baustelle in wenigen Minuten die fertigen Fassaden-Elemente in Position gebracht werden. Damit ist der Beweis erbracht, dass Energiesprong technisch machbar und genehmigungsfähig ist.

Fachtagung zur ersten Energiesprong-Sanierung in Deutschland

150 Experten aus der Wohnungswirtschaft, Bauwirtschaft und Politk haben sich am
9.12.2019 im Rahmen der NetZero-Fachtagung die erste Energiesprong-Baustelle
in Deutschland angesehen.

In Hameln hat die Wohnungsbaugesellschaft Arsago Gruppe begonnen, ein unsaniertes Mehrfamilienhaus aus den 1930er Jahren mit 12 Wohnungen nach dem Energiesprong-Konzept zu erneuern. „Wir testen hier die serielle Sanierung, weil wir die energetische Erneuerung mit günstigen Mieten zusammenbringen wollen“, erklärt Florian Schrage, Asset Manager der Arsago Gruppe.

Auf der Baustelle wurde binnen weniger Minuten ein vollständiges Fassadenelement in Position gebracht: In der rund drei mal vier Meter großen Wand sind die Dämmung, die Fenster, Elektrik und Lüftungskanäle sowie die Außenverkleidung aus Holz schon fertig montiert und müssen vor Ort nur noch vor die alte Fassade gesetzt werden. Auf dem Dach wird später eine Solaranlage installiert, die den Strombedarf einer Wärmepumpe deckt. Das Gebäude wird dann genug Energie produzieren, um den eigenen Strom- und Wärmebedarf zu decken.

Die bundesweit erste indsustrielle und CO2-neutrale Gebäudesanierung

„Das Energiesprong-Pilotprojekt in Hameln ist ein Meilenstein für die praktische Umsetzung der Energiewende im Gebäudebereich“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.

Der Prototyp für die Sanierung ist ein Mehrfamilienhaus im Quartier „Kuckuck“, auf dessen Sanierung auch die Stadt Hameln viel Wert gelegt hat. Denn die Häuser sind alt, das Image des Viertels war schlecht, die Siedlung war vermüllt, die Leerstandquote lag bei 80 %. Die Arsago Gruppe hatte die Gebäude 2017 erworben, seitdem ist der Müll verschwunden und der Leerstand auf 20 % zurückgegangen. Die Presse berichtet jetzt anders über den kleinen Stadtteil: Vom „Stigma Kuckuck“ zur „Unglaublichen Chance für den Kuckuck“. Um das Viertel aber auch langfristig für neue Mietergruppen attraktiv zu machen, sollen die Häuser nun energetisch saniert und auch äußerlich erneuert werden.

"Dramatisch kürzere Planungs- und Umsetzungszeiten“

Das ist gerade bei Häusern mit günstigen Mieten wie im Kuckuck schwierig. Generalübernehmer in Hameln ist die ecoworks GmbH, ein „Hybrid aus Bauunternehmen und Energieversorger“, das sich „CO2-neutrales Wohnen für Alle“ auf die Fahnen geschrieben hat und bei seinen Energiesprong-Projekten mit etablierten Bautechnik-Unternehmen zusammenarbeitet. Für Vormontage der Fassaden etwa ist die Firma Opitz Holzbau aus Neuruppin (Brandenburg) verantwortlich, eine Tochter des Baustoffunternehmens Knauf. Die Solaranlagen, Heiztechnik und Wärmepumpen liefern etablierte Hersteller. ecoworks plant und überwacht die Sanierung und betreibt als Contractor die Heizanlage für eine garantierte Zeit von 15 Jahren.

Das Projekt im „Kuckuck“ in Hameln zeigt, dass Energiesprong auch in Deutschland technisch und genehmigungsrechtlich darstellbar ist. Für das Pilotprojekt gab es eine umfangreiche Förderung und Unterstützung durch europäische-, Bundes- und kommunale Mittel. Perspektivisch verspricht ecoworks Kosteneinsparungen von 20 bis 30 % gegenüber herkömmlichen Sanierungen – bei „dramatisch kürzeren Planungs- und Umsetzungszeiten“ als üblich.

„Energiesprong-Sanierungen sind besonders bei gleichartigen Ein- und Mehrfamilienhaus-Siedlungen mit hohem Energieverbrauch vielversprechend“, sagt ecoworks-Mitgründer Emanuel Heisenberg. Aktuell werde mit Wohnbaugesellschaften über 700 weitere Wohneinheiten verhandelt. Konkret geplant sind Projekte Köln, Bochum und Hessen.

„Der große Andrang auf der Baustelle zeugt von dem riesigen Interesse an der Technik“, sagt Kristina Zimmermann, dena-Expertin für Energiesprong. Die dena koordiniert die Entwicklung eines Marktes für serielles Sanieren in Deutschland und hat kürzlich den „Volumen-Deal“ initiiert. In der gemeinsamen Absichtserklärung von Wohnungswirtschaft und Bauwirtschaft bündeln 22 Wohnungsunternehmen ihre Nachfrage und stellen 11.635 Wohnungen bereit, die in den nächsten vier Jahren seriell saniert werden sollen.

„Dass man jetzt das erste Energiesprong-Projekt in Deutschland besichtigen kann zeigt, dass es funktioniert. Und darauf hat die Wohnungswirtschaft gewartet.“

Damit die Wohngebäude in Deutschland bis spätestens 2050 klimaneutral werden, muss vor allem auch der heutige Bestand an Wohnungen energetisch saniert werden.

Mehr Informationen zum Energiesprong-Piloten finden Sie auch in der Pressemitteilung der dena.

Share this

Tweet Share